So. 05.05.2024 – kaló Páscha (Frohe Ostern)
und mal wieder zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Korfu ist zwar immer von Touristen überschwemmt, aber zu dieser Zeit ist es ganz extrem, denn nicht nur Touristen und Kreuzfahrtschiffe sondern auch jeder der irgendwie in Korfu Verwandtschaft hat kommt jetzt auf Besuch und die Griechen sind absolute Familienmenschen und lieben große Feste.
Unser Donauinselfest oder auch der Silvesterpfad sind dagegen nur eine lockere Ansammlung von Menschen. Fünf Wochen nach “unserem“ Ostern feiern die griechisch-orthodoxen Gläubigen ihr wichtigstes Kirchenfest. Es ist schon interessant, dass bei der griechisch-orthodoxen Kirche die Auferstehung Christi und nicht die Geburt Christus der höchste aller Feiertage ist.
Seit Palmsonntag werden jeden Tag Messen gelesen und Prozessionen abgehalten. Wir haben die Feierlichkeiten ja erst ab dem Gründonnerstag miterlebt, da schmückt in der Nacht auf Freitag in jeder Kirchengemeinde die örtliche Jugend mit geweihten roten und weißen Blumen einen Sarg mit den Reliquien und Bildern des heiligen Spyridon (dem Schutzheiligen von Korfu). Am Karfreitag zieht dann jede Gruppe angeführt von den örtlichen Schülern, Kindergartenkindern, Pfadfindern,… mit ernster Miene und den Trauermärschen der jeweiligen philharmonischen Orchester und Chöre mit ihren Heiligensymbolen durch die ganze Stadt. Das dauert vom Vormittag bis 22 Uhr, wenn dann die Prozession der Epitaphe aus der Hauptbasilika präsentiert wird. Interessant, dass hier Ostern gemeinsam von der Westkirche (katholisch) und der Ostkirche (griechisch-orthodox) in trautem Einklang zelebriert wird – die Korfioten schaffen was vielerorts nicht möglich ist.
Am Karsamstag werden nochmals in der Früh die Reliquien der Heiligen durch die Stadt wieder zur Hauptbasilika getragen (natürlich wieder mit viel Musik und Gesang – anders geht es ja nicht). Da ist bereits die ganze Stadt auf den Beinen und wenn dann um 11 Uhr alle Kirchenglocken läuten werden in der ganzen Stadt mit Wasser gefüllte Tonkrüge von den Balkonen und Fenstern geworfen – das soll Glück und gute Ernte für das nächste Jahr bringen. Mit viel Jubel und nun auch fröhlicherer Musik wird das Ende der Fastenzeit gefeiert. Der Höhepunkt ist dann die Auferstehungsmesse in der Nacht von Samstag auf Sonntag. Die ewige Flamme ist aus Jerusalem eingetroffen und tausende Kerzen beleuchten die ganze Stadt und um Mitternacht erschallt dann der Ruf „Christos anesti“ (Christus ist auferstanden) und ein fulminantes Feuerwerk wird auf der alten Festung und rund um in der Stadt abgefeuert.
Wir haben direkt unter der Festung geankert und alles erste Reihe fußfrei genießen können. An den restlichen Osterfeiertagen bleiben dann die Familien eher unter sich, veranstalten Picknicks oder grillen Lamm am Spieß. Wir brauchen nach so viel Trubel und Heiterkeit mal ein bisschen Ruhe und suchen uns eine ruhige Ankerbucht für die nächsten Tage.
Alithos Anesti !
EIN KOMMENTAR
Danke für den interessanten Bericht über die griechisch-orthodoxen Osterfeierlichkeiten!