
Fr. 09.05.2025 – Mallorca, das 17. deutsche Bundesland
Als wir in Porto Colom angekommen sind haben wir uns noch über die kleinen “Fischerbojen“ gewundert, die scheinbar unmotiviert auf den besten Ankerplätzen gehangen sind. Am Freitag wussten wir dann wieso, denn ein Marinero der hiesigen Marina ist mit seinem kleinen Motorboot gekommen und hat anstatt der kleinen Schwimmkörper anständige große gelbe Mooringbojen montiert. Netterweise hat er uns mitgeteilt, dass wir dort noch bis Sonntagabend ankern dürfen. Ab Montag sind dann die kostenpflichtigen Bojen zu benutzen.






Wir haben jedoch freiwillig bereits Samstagfrüh den Ankerplatz gewechselt, denn in der Nacht hat mal die rechte und dann wieder die linke Boje geräuschvoll an unsere Bordwand geklopft (tja, das ist eben das Problem wenn man vor Anker schwojt). Jetzt ankern wir halt etwas näher beim Leuchtturm und der Einfahrt, aber dafür vor einem tollen Sandstrand. Am Wochenende war dieser zwar relativ voll, aber da das Wasser doch noch erfrischend ist, waren nicht allzu viele schwimmen. Unter der Woche war dann fast gar nichts los. Wir sind zwar jeden Tag an Land gefahren und waren essen oder einkaufen, wollten aber aufgrund des unbeständigen Wetters und der stark drehenden und teilweise doch sehr heftigen Winde unser Schiff nicht mehrere Tage alleine lassen und haben somit immer die Wetterkarten studiert um zumindest zwei Tage sicher das Schiff verlassen zu können.




Am Dienstag sind wir dann zur Autovermietung gepilgert und haben uns einen fahrbaren Untersatz besorgt. In Porto Colom sind zwar auch eine Menge Touristen, aber bereits in Porto Cristo haben wir einen Vorgeschmack auf den Rest der Insel bekommen. Bei den Tropfsteinhöhlen Cuevas del Drach waren mindestens sechs Ausflugsbusse und Menschenmassen, bei einer Wartezeit von mindestens 30 Minuten. Wir haben nur ganz kurz überlegt und festgestellt, dass wir uns nicht wie in einer Viehherde durch die sicherlich imposante Unterwelt treiben lassen wollen und sind lieber in einer gemütlichen Bar auf einen Cafe Cortado gegangen. Je weiter wir in den Norden der Insel gekommen sind, desto mehr Touristenburgen sind wie die Schwammerln auf jedem nur möglichen Platz aus dem Boden gewachsen. Das Mallorca, dass wir von vor achtzehn Jahren noch kennen, gibt es nur mehr im Landesinneren. Im Nordosten der Insel, in Capdepera haben wir natürlich auch das Kastell besichtigt und haben uns auf dem wöchentlichen Bauernmarkt von den Genüssen der Insel verführen lassen. Dann sind wir ins beschauliche Artà gefahren und sind in den schattigen kleinen Gassen flaniert. Im Naturschutzgebiet von Albufera hat uns dann ein Regenschauer die Lust auf eine ausgedehnte Wanderung verdorben und wir sind über Alcúdia direkt zum Sonnenuntergang am Cap de Formentor gedüst. Leider war es doch zu bedeckt für den perfekten Sonnenuntergang, aber trotzdem sehr beeindruckend durch die imposanten Klippen vor uns und den steilen Bergen rundherum. Am nächsten Tag ging es dann über Inca die gewundenen Bergstraßen quer durch die Sierra de Tramontana bis nach Sóller.





Da am Sonntag (10.5.2025) der Iron Man-Mallorca stattfindet und im allgemeinen der Radtourismus um diese Jahreszeit hier sehr beliebt ist, quälen sich jeden Tag hunderte Rennradfanatiker aus aller Herren Länder die Bergstraßen rauf und runter. Aber Hut ab, bergauf fahren einige bis zu 30km/h (ohne Motorunterstützung) und bergab lassen sie es so richtig rollen mit teilweise über 60 km/h. Da muss man dann auch als Autofahrer sehr aufpassen, denn teilweise kommen sie bis auch auf die Gegenspur und auch beim Überholen von bergauffahrenden Radlern muss man sehr genau schauen, ob nicht so ein „Geschoss“ um die nächste Kehre schießt. Von Port Sóller waren wir richtig geschockt. Damals hat es nur eine kleine Marina mit zwei kleinen Stegen gegeben und man konnte im Rest der Bucht wunderbar ankern, heute ist die Bucht mit Stegen und Moorings nur so vollgepflastert und die Hafenpromenade gleicht einem Bienenkorb. Für mich war in Port Sóller immer das schönste mit der alten Straßenbahn den Berg rauf nach Sóller zu fahren. Die alte Tram gibt es zwar noch, ist aber eine reine Touristenattraktion wo die Leute Schlange stehen. Leider ist uns schon wieder die Zeit am davonlaufen und wir sind dann über Dejà und Valldemossa gleich weiter Richtung Palma gefahren. Jetzt waren wir schon einige Male segeln in und um Mallorca, und noch niemals waren wir am Ballermann. Diesmal musste es einfach sein. Kurze Zusammenfassung – es war laut, voll und hat allen Klischees entsprochen. Unmengen an gleichgekleideten Gruppen, ob jung oder alt, viele Betrunkene und noch mehr aufdringliche schwarze Straßenhändler.




Der Strand war lustigerweise relativ leer, dafür die Bars umso voller. Wir waren sogar in der Schinkenstraße im Bierkönig – bereits am Nachmittag gesteckt voll, megalaute DJ`s, grölende Menge und GoGo-Girls auf den Tischen. Das Krügerl Bier 0,5l/€ 6,70 und die Mass 1,0l/€ 16,50 – wie blöd (besoffen) muss man da sein? Wir sind schnell wieder raus und sind gleich daneben in die Bar San Siro (eine geniale Tapabar wo ganze Schinken von der Decke hängen) auf ein Bier (0,33l/ € 2,40) und eine Jamôn y queso-plato (€ 7,20) gegangen. Zwei Stunden haben uns vollkommen gereicht um zu wissen wo wir sicher nie Urlaub machen werden. Mallorca ist ein deutsches Außenbundesland, denn man hört hier mehr deutsch als spanisch (oder hier eigentlich Mallorqui (katalanisch)). Diese Insel hat auch wunderschöne und einsame Ecken und wenn man die touristischen Highlights meidet, ist es auch gar nicht so übel. Wir verstehen warum die Mallorquiner den Aufstand proben, denn in den letzten Jahrzehnten ist hier fast alles vermarktet worden und es werden noch immer auf jedem freien Plätzchen großzügige Apartmentobjekte für zahlungskräftige Ausländer gebaut.